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Die Bürgerinitiative „Baerler Busch ist bedroht“ stellt sich vor:
Der Baerler Busch
Der Baerler Busch (BB) ist ein ca. 345 ha großes Waldstück. Es befindet sich in dem nordwestlich gelegenen Stadtteil Duisburgs (Duisburg-Baerl) und in Moers. Gemeinsam mit den im Norden gelegenen Baggerseen, dem im Süden gelegenen Waldsee und der daran angrenzenden Halde Rheinpreußen entsteht so ein etwa 600 ha großes vom Land NRW ausgewiesenes Naherholungsgebiet. Dieses bietet der Bevölkerung ein „vielseitiges und gut genutztes Erholungs,- Sport- und Freizeitangebot. Aufgrund dieser hochfrequentierten Nutzung und Nutzbarmachung durch ein gut ausgebautes Wander-, Rad- und Reitwegenetz wird das Naherholungsgebiet BB vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW (MULNV NRW) als Erholungswald der Stufe eins eingestuft.“1
Der Baerler Busch ist zwar ein relativ kleines Waldgebiet, das noch zusätzlich dadurch belastet ist, dass er von der A 42 durchschnitten wird. Allerdings kommt ihm trotz seiner geringen Größe eine hohe Bedeutung zu, denn der Bereich der Niederrheinebene, zu dem der Baeler Busch gehört, gilt als „sehr waldarm“.2 Der Baerler Busch „steht auf einer mäßig frisch bewässerten, sandigen, schwach meso-troph/oligotrophen Braunerde im Wuchsgebiet Niederrheinisches Tiefland. Das als Landschaftsschutzgebiet (…) ausgewiesene Gebiet“3 besteht aus einem Mischwald vornehmlich aus Eichen, Buchen, Ahorn und Kiefern. Ca. ein Drittel liegt auf dem Stadtgebiet von Moers. Der Baerler Busch ist somit ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Städte Duisburg, Moers und Rheinberg.
Im Baerler Busch finden sich viele Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg, der zu einer massiven Zerstörung des Waldgebietes beigetragen hat. Nach dem Weltkrieg wurden weitere Bäume für Kriegszahlungen an Belgien gefällt. Deshalb ist der Wald ein relativ junger Wald. Neben vereinzelten alten Buchen, die als Naturdenkmäler geschützt sind, besteht der Wald zum Großteil aus Bäumen im Alter zwischen 75 und 130 Jahren.
Ein Wirtschaftswald?
Seit 2006 ist der Baerler Busch im Besitz des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Laut Homepage des RVR ist der „Baerler Busch (…) zusammen mit der Halde Rheinpreußen und dem Lohheider See sowie dem Reitwegesee ein über sechshundert Hektar großes Naherholungsgebiet im Duisburger Norden.“4 De facto betrachtet der RVR den Baerler Busch allerdings vorrangig als Wirtschaftswald. Laut Wirtschaftsplan des RVR sollen die forstwirtschaftlichen Maßnahmen zu entsprechenden Einnahmen beitragen. Auch im Forsteinrichtungswerk wird der Baerler Busch als Wirtschaftswald geführt.
In den Jahren 2017 und 2018 wurden zwei Drittel des südlichen Waldgebietes sehr intensiv durchforstet. Diese Durchforstungsmaßnahmen haben den Baerler Busch – nicht nur in den mehrere Hektar umfassenden Kahlschlagbereichen – in seiner ökologischen Schutzfunktion und in seiner Funktion als Erholungswald erheblich geschwächt.
Ab Herbst 2020 sind weitere Durchforstungsmaßnahmen geplant. Die umfangreiche Zerstörung des Waldes erfolgt durch den Einsatz großer Maschinen, deren einziger Rechtfertigungsgrund eine möglichst hohe wirtschaftliche Effizienz ist.
Die Bürgerinitiative
2019 sollte das letzte nördliche Drittel durchforstet werden, das unmittelbar an den Stadtteil Duisburg-Baerl angrenzt. Die Menge der zum Fällen ausgezeichneten Bäume in dem hoch frequentierten Waldgebiet hat viele Bürger*innen derart schockiert, dass sie sich im Sommer 2019 zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben. Weitere intensive Durchforstungen werden sowohl von den Bürger*innen als Nutzern des Waldes als auch von den Naturschutzverbänden abgelehnt, da sowohl der Erholungswert des Waldes als auch der Wert für den Artenschutz erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde und wird. Die Bürgerinitiative hat in kurzer Zeit 3.500 Unterschriften gegen die Forstmaßnahmen gesammelt und in der Presse eine gute Resonanz erzielt. Aufgrund der Intervention der Bürgerinitiative wurden die forstwirtschaftlichen Maßnahmen im letzten Jahr ausgesetzt und sollen nun sukzessive in kleinerem Umfang realisiert werden, obwohl von der Politik ein zweijähriges Moratorium versprochen wurde.
… und der Klimawandel?
„Die Folgen des Klimawandels hinterlassen tiefe Spuren in unseren Wäldern. Wetterextreme wie Stürme, Hitzewellen und Dürreperioden treten in einer Häufigkeit und Intensität auf, wie sie die deutsche Forstwirtschaft noch nie erlebt hat.“5
RVR Ruhr Grün (2019): Wald- und Freiflächen in guten Händen – Nachhaltig und zukunftsorientiert, S. 19.
Diese Position des RVR Ruhr Grün widerspricht diametral den forstwirtschaftlichen Maßnahmen im Baerler Busch. Duisburg-Baerl war im Jahr 2019 einer der Hitzehotspots in Deutschland. Durch die bisherigen Fällmaßnahmen wurde der Baerler Busch in seinen ökologischen Schutzfunktionen erheblich geschwächt. So hat sich das Waldklima durch die starken Auslichtungen in vielen Bereichen stark verändert. Das direkte Sonnenlicht auf dem Waldboden führt zur Austrocknung der oberen Bodenschichten, höheren Temperaturen und zum vermehrtem Aufwuchs von Jungpflanzen. Diese zehren nicht nur verstärkt Wasser, sondern bestehen zudem auch vermehrt aus der lichtbedürftigen Traubenkirsche, die als Neophyt von geringem Wert für den Naturhaushalt bekämpft werden soll. Die Austrocknung hat bereits zum Absterben junger Aufforstungsmaßnahmen geführt, da die Niederschlagsmengen auch in diesem Jahr deutlich nachgelassen haben und diese andauernde Klimaveränderung offenbar keinen Widerhall in den Konzepten einer nachhaltigen Bewirtschaftung gefunden hat.
Ökologische Gefährdung des Waldes
Auf den durchforsteten Flächen finden sich dagegen immer mehr ältere Bestandsbäume, die in Folge der Durchforstungen abgestorben sind. Dieses ist sowohl Folge der Bodenzerstörungen durch die Anlage neuer Rückegassen, der direkten Beschädigungen von Wurzeln als auch als Folge der Veränderung der lokalen Klimabedingungen zu sehen. Gestresste Bäume sind für Schädlinge aufgrund des Austritts von bestimmten Gasverbindungen über die Blätter zu erkennen und werden deshalb bevorzugt befallen. Eine Durchforstung der Buchenbestände im Baerler Busch in der beabsichtigten Menge wird zweifelsohne diese Bäume unter Stress setzen. Nach den massiven forstwirtschaftlichen Eingriffen in den letzten Jahren muss sich der Baerler Busch erst ökologisch stabilisieren, bevor weitere forstwirtschaftliche Maßnahmen realisiert werden können.
Die Forderungen der BI
Deshalb fordert die BI eine Veränderung der Priorität der Nutzungsfunktionen des Baerler Busches in Richtung der Erhaltung der Erholungs-, der Artenschutz, der Klimaschutz-, der Emmissionsschutz- und der Wasserschutzfunktionen des Waldes. Des Weiteren fordert die BI:
- eine Orientierung an den FSC-Kriterien,
- die Reduktion der wirtschaftlichen Nutzfunktion,
- die Reduktion der Bestandspflege auf das unbedingt notwendige Maß, wie z.B. die Entfernung von toten oder kranken Fichten,
- die Priorität der Erholungs- und Schutzfunktionen (Kühlung, Luftreinigung usw.),
- die ökologische Stärkung des Waldgebietes und des Artenschutzes und
- die Umwidmung des Baerler Busches in einen Erholungswald.
Die BI setzt sich deshalb ein für
- ein fünfjähriges Moratorium für weitere Durchforstungen, um die Waldentwicklung im Kontext des Klimawandels zu beobachten;
- den Erhalt einer Waldentwicklungsfläche von ca. 30 % des nördlichen Teils;
- die Entwicklung eines Bestandes mit einer hohen Zahl von Altbäumen;
- die Stärkung der einheimischen Gehölze:
- die Veränderung des Verkehrssicherheitskonzeptes;
- die Minimierung von Rückegassen und den Einsatz von Rückepferden.
Das haben wir bereits erreicht:
Durch eine breite Bürgerbewegung (3.500 Unterschriften) und Öffentlichkeitsarbeit haben wir erreicht, dass die Durchforstung im Jahr 2019 verschoben wurde.
Herr Bosch hat als Vertreter der Bezirksversammlung Homberg-Ruhrort-Baerl öffentlich ein zweijähriges Moratorium verkündet.
Ruhr Grün will das letzte Drittel nicht in einem Zug sondern in drei Schritten durchforsten und jeweils die Auswirkungen auf den Wald mit der BI gemeinsam evaluieren.
Das Verkehrssicherheitskonzept, das zu weiteren Fällungen führen würde, steht bei RVR Ruhr Grün auf dem Prüfstand.
RVR Ruhr Grün lässt sich auf folgende Aspekte ein:
- Totholz- und Biotopbaumkonzept
- Brutvogelkartierung
- Verbleib von Totholz und Kronenholz im Wald usw.
- Einrichtung von Waldentwicklungsflächen
Aktuelle Konfliktlinien
RVR Ruhr Grün besteht – trotz aller Gespräche – auf dem Primat der wirtschaftlichen Funktion des Baerler Busches.
Momentan will Ruhr Grün eine Fläche in der Größe von ca. einem Drittel des nördlichen Teils ohne größere Abstriche durchforsten. Siehe dazu auch unser aktuelles Plakat.
Vielen Dank…
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1 Dan Juri Niewöhner, Politikanalyse des Konfliktes „Baerler Busch“. Bachelorarbeit an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl für Forstpolitik, Göttingen 2020, S. 2.
2 Ebd., S. 3.
3 Ebd., S. 2.
5 RVR Ruhr Grün (2019): Wald- und Freiflächen in guten Händen – Nachhaltig und zukunftsorientiert, S. 19.